Circular BUGA 2031 – Wir nehmen Sie beim Wort!

Mit dem offenen Brief lädt das Klimanetzwerk Wuppertal zur Diskussion ein:

Mit Kreislaufwirtschaft, blau-grüner Infrastruktur und guter Beteiligung kann die BUGA2031 maßgeblich zur Klimaneutralität Wuppertals beitragen. Details dazu hat das Klimanetzwerk im unten beigefügten „Offener Brief nebst Einladung zur Diskussion“ zusammengestellt. In den durch die Pop-Up BUGA 2024 geschaffenen Räumen am Kolk wurde dieser im Juni Engagierten und Interessierten vorgestellt. Im Herbst sollen dann alle drei Aspekte des Papiers in der Bergischen VHS vom Klimanetzwerk Wuppertal vertiefend diskutiert werden. Die Planungen sind angelaufen. Einladungen werden folgen.

Deutlich wurde beim Treffen des Klimanetzwerks auch, dass es unterschiedliche Blickwinkel auf eine BUGA in Wuppertal gibt, die Teilnehmenden aber der Wunsch nach nachhaltiger und bezahlbarer Stadtentwicklung eint. Dies klug zu verbinden, halten wir für eine gute Voraussetzung zur weiteren Reflexion, wie die BUGA tatsächlich Chancen säen und gutes Klima schaffen kann. Ob es dazu kostenintensiver Leuchttürme bedarf, mag dahingestellt bleiben.

Die BUGA2031 kann eine ökologisch-soziale Transformation nur anstoßen, wenn sie proaktiv mitgestaltbar wird. Die aus der Zivilgesellschaft eingebrachte und von einem breiten Bündnis mitgetragene gesamtstädtische Idee einer BUGA+ ist als integraler Bestandteil zu verstehen – sie darf nicht allein in der Verantwortung der Stadtgesellschaft liegen und muss tatkräftig unterstützt werden. Die Förderung der Mobilitätswende mit kurzen und sicheren Wegen für nicht motorisierte Verkehrs-Teilnehmende ist hierfür grundlegend.

Wesentlich ist zudem Transparenz im Zusammenwirken von Politik, Verwaltung und BUGA2031-Akteur*innen. Frühzeitige Bürger*innen-Beteiligung kann das gemeinsame Ziel fördern, allerdings muss hierfür auch ein entsprechender Beteiligungsspielraum eingeräumt werden.

Circular BUGA 2031: Wir nehmen Sie beim Wort!

BUGA 2031 in Wuppertal, nachhaltig und klimaverträglich – mit Mehrwert für Mensch und Um-/Mitwelt – eine Aufforderung zur ökologisch-sozialen Gestaltung:

Als Katalysator der ökologisch-sozialen Transformation ist eine Bundesgartenschau insbesondere in einer Zeit von vielschichtigen Krisen nur mit entschlossener Klima-, Mobilitäts-, Energie- und Ernährungswende zu rechtfertigen. Eine BUGA muss gesamtstädtisch und sozial gerecht gedacht sowie gemacht werden. Neben deutlichem Fokus auf den Umweltverbund ist vorrangig auf Bestandssanierung, wie auch Wiederbelebung verfallener Infrastruktur wie Brücken, Treppen etc. zu setzen.

Hierbei darf der ökologisch-soziale Mehrwert nicht auf ein von der Zivilgesellschaft zu tragendes BUGA+-Konzept ausgelagert werden, sondern muss integraler Bestandteil der Planungen werden.

Angesichts der fortschreitenden Klima- und Biodiversitätskrise mit der daraus resultierenden Gemengelage darf es kein „Weiter so“ geben. Vielmehr bedingen die klaren Worte des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change = Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) zum vor Start der BUGA verbrauchten CO2-Restbudget die Ausrichtung einer klimaneutralen Veranstaltung. Wesentlich sind für uns breite und frühzeitige Bürger*innen-Beteiligung sowie Transparenz im Zusammenwirken von Politik, Verwaltung, Bürgerschaft und BUGA-Gesellschaft für das gemeinsame Ziel: Mit einer BUGA 2031 die wünschenswerte Wuppertaler Transformation gestalten.

Kreislaufwirtschaft

In der Machbarkeitsstudie wurden die Chancen einer „Circular BUGA“ zutreffend herausgearbeitet (Prolog der Machbarkeitsstudie 2.0). Die Regeln, Grundsätze und Leitlinien für die Umsetzung einer solchen nachhaltigen BUGA, die Bio- und Techno-Sphäre gleichermaßen mit einbezieht, müssen zeitnah entwickelt und in der gesamten Planungsphase und natürlich bei der Auftragsvergabe beachtet werden. Wenn das Ziel eines positiven ökosozialen Fußabdrucks sowie der bestmöglichen Wiederherstellung der Naturkreisläufe (Regeneratives Design) gefährdet wird, müssen zeitnah Anpassungen und Verschärfungen an den festgelegten Leitlinien gemacht und diese Nachsteuerungen umgehend auch durchgesetzt werden.

Bildung Nachhaltige Entwicklung (BNE)

Die erwarteten hohen Besucher*innenzahlen, wie auch ein großer Anteil von Fachpublikum und mediale Berichterstattung muss genutzt werden, um neben den Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft, die Schaffung einer grün-blauen Infrastruktur in den Vordergrund zu stellen und so eine breite Wirkung zu erzielen. Vor diesem Hintergrund und Wuppertals Bestrebungen, zum „Circular Valley“ zu werden, sollte die Veranstaltung eine belastbare Auseinandersetzung mit den wesentlichen Fragen unserer Zeit wagen und auch Platz für praktischen Klima-, Natur- und Umweltschutz bieten: Mannheim 2023 setzte auf nachhaltig, Wuppertal 2031 setzt zusätzlich auf Kreisläufe!

Nachhaltige klimaneutrale Gestaltung

Im Anthropozän ist die Welt, die Stadt, unser Garten. Angesichts von Klima- und Biodiversitätskrise sowie zur ökologisch-sozialen Transformation unserer Stadtlandschaften kann eine vielfältige Ausstellung und beispielhafte Umsetzung von neuen, zeitgemäßen und naturnahen Gartenkonzepten helfen. Bereits während der Planungsphase muss eine gute öffentliche Nachnutzung und ein Fortbestand der geschaffenen grün-blauen Infrastruktur für die gesamte Stadtgesellschaft sichergestellt werden. Im Rahmen der BUGA durch die Zivilgesellschaft eingerichtete und umgesetzte Projekte brauchen langfristige Unterstützung und Bestandsgarantien. Ein Recyclingmaterialpool bei der Erschließung der Flächen und beim Rückbau sollte, wie die neue Bodenrecyclinganlage in Vohwinkel, eingerichtet und dauerhaft betrieben werden.

Eine Circular BUGA muss für die Stadt- und Landschaftsplanung sowie den Garten- und Landschaftsbau starke Impulse mit blau-grüner Infrastruktur setzen, um die ökologisch-soziale Transformation unserer Städte zu beschleunigen, für diese zu werben und natürlich gemeinsam umzusetzen.

Informationen und Beteiligung

Leider ist es bisher typisch für Bundesgartenschauen, dass Ausschreibungen und Wettbewerbe nicht transparent und unter Einbindung der Bürger*innen gemacht werden. Den Bürger*innen werden erst nach den Juryentscheidungen die Entwürfe der Preisträger*innen vorgestellt. Eine öffentliche, ergebnisoffene Diskussion derselben findet nicht statt. Nachgeordnete, formalisierte Bürger*innen-Beteiligung bei den Planauslegungen für die Baugenehmigungen erfüllt die Anforderungen einer modernen, lebendigen Demokratie in einer pluralistischen Gesellschaft nicht.

Um etwaige Planungsfehler und Konflikte zu vermeiden, sollten alle betroffenen Bereiche, mögliche Herausforderungen und Natureingriffe, Handlungsvarianten sowie deren Kosten und langfristige Folgewirkungen in ein zusammenhängendes Genehmigungsverfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung und Klimafolgenabschätzung gefasst, sowie mit der breiten Stadtgesellschaft diskutiert werden.

Während des gesamten BUGA-Planungsverfahrens werden dazu der Öffentlichkeit die für die Bewertung des Vorhabens vorliegenden Unterlagen zugänglich gemacht und auf einer zentralen, allgemein zugänglichen Internetplattform eingestellt und können dort kommentiert werden. Eine begleitende Veröffentlichung in der Presse und per Newsletter erhöht deren Wahrnehmbarkeit.

Nur eine gute, frühe und umfangreiche – echte – Bürger*innen-Information und -Beteiligung führt zur Akzeptanz in der Zivilgesellschaft und damit zum Erfolg der BUGA.

Wir freuen uns über eine Fokussierung auf und Diskussion zum Leitthema „Circular BUGA“, aktiv mitgestaltete Bürger*innen-Beteiligung sowie ein wahrhaftiges Ideenfeuerwerk der BUGA+, mit engagierten Grüßen für das Klimanetzwerk Wuppertal

Arian Gaubig                           
Mitglied in den Beiräten            
Bürgerbeteiligung, Klima

Fridays for Future                      Wuppertal

fff@gaubig.de                             

Beate Petersen         
Mitglied in den Beiräten            
Bürgerbeteiligung, Klima 

BUND Kreisgruppe        Wuppertal   

bund.wuppertal@bund.net 

Michael Felstau
IG Wuppertals Urbane Gärten

Naturgarten e.V. – Regionalgruppe Wuppertal

wuppertal@naturgarten.org

6 Antworten auf „Circular BUGA 2031 – Wir nehmen Sie beim Wort!“

    1. Dabei legt die BUGA-Gesellschaft hier doch vor:

      „Aus meiner Sicht ist es häufig schwierig, Menschen dazu zu bewegen, sich zu beteiligen, wenn die Entscheidungsspielräume am größten sind, da die Vorhaben dann oft noch in weiter Ferne liegen. Je weiter Planungsprozesse voranschreiten, umso mehr wächst das Interesse der Bürgerinnen und Bürger. Gleichzeitig werden die Spielräume enger.“

      „Sicherlich kann es auch hilfreich sein, sich schon zu Beginn eines Verfahrens gemeinsam über den Fahrplan für die Beteiligung zu verständigen (Beteiligungsscoping).
      • Schon beim Beteiligungsfahrplan wird mit den Verantwortlichen der BUGA festgelegt, wie die Ergebnisse der Veranstaltungen verbindlich in die Planungsprozesse einfließen.
      • Grundsätzlich werden Protokolle erstellt, die auch für jeden zugänglich veröffentlicht werden. In einigen Verfahren kann es hilfreich sein, zum Beispiel Protokolle und Ergebnisse mit Bürgerredakteuren zu verfassen.
      • In Mannheim wird es so sein, dass nach den verschiedenen Veranstaltungen zu den Daueranlagen eine „Feedbackveranstaltung“ angeboten wird. In dieser wird das beauftragte Planungsbüro darstellen, wie die Ergebnisse eingeflossen sind und dabei auch begründen, warum welche Anregungen nicht berücksichtigt werden konnten.“

      So Claudia Peschen, Mitarbeiterin der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft und für Dialog und Bürgerbeteiligung in BUGA- und IGA Städten zuständig.
      https://www.bundesgartenschau.de/fileadmin/user_upload/Buergerbeteiligung_im_konstruktiven_Dialog_auf_Augenhoehe.pdf

      Interessant:
      https://www.bundesgartenschau.de/fileadmin/user_upload/DBG-Forum_Faltblatt_2018_final.pdf

  1. Meine Lektüreempfehlungen:
    Gartenschauen für Mensch und Natur

    Alle zwei Jahre wird in Deutschland eine Bundesgartenschau oder eine internationale Gartenschau ausgerichtet. Diese sind über einen Zeitraum von mehreren Monaten zwar Anziehungspunkt für Millionen von Menschen. Allerdings sind mit ihnen auch häufig Kontroversen um die damit einhergehenden Eingriffe in die Natur, um gestalterische Konzeptionen sowie die sozialen und ökonomischen Folgewirkungen verbunden. Dieses Standpunktpapier erläutert problematische Aspekte von Bundesgartenschauen und gibt Hilfen und Anstöße für die politische Diskussion rund um das Thema.

    https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/gartenschauen-fuer-mensch-und-natur/

    Reinhold Leinfelder: Biosphäre als Modell für die Technosphäre im Anthropozän. „Denkt endlich in Kreisläufen!“

    Eine anpassungsfähige, von erneuerbaren Energien gespeiste Kreislaufwirtschaft ist der Schlüssel für die Vereinbarkeit von Öko- und Technosphäre. Damit der blaue Planet technologisch nicht aus allen Nähten platzt und auch künftig menschliche Gesellschaften beherbergen kann, ist konsequentes Umsteuern dringend nötig. Eine Bestandsaufnahme.

    https://www.researchgate.net/publication/357251530_Biosphare_als_Modell_fur_die_Technosphare_im_Anthropozan_Denkt_endlich_in_Kreislaufen
    Ausführlicher hier:
    „Auch Maschinen haben Hunger“ Biosphäre als Modell für die Technosphäre im Anthropozän
    https://www.researchgate.net/publication/357158114_Auch_Maschinen_haben_Hunger_Biosphare_als_Modell_fur_die_Technosphare_im_Anthropozan

  2. Lothar Leuschens Kolumnenbeitag zum Thema: [€]
    https://www.wz.de/nrw/wuppertal/offen-gesagt-wer-beteiligt-sich_aid-116542721

    „Eben diese Beteiligung haben Umwelt- und Klimaschutz-Aktivisten in diesen Tagen von der Stadt und Oberbürgermeister Uwe Schneidewind eingefordert. Das ist ihr gutes Recht und ein Hinweis darauf, dass es auch in Wuppertal noch Leute gibt, die sich für das Wachsen und Werden dieser so sperrig liebenswerten Stadt interessieren. Allerdings haben die Aktivisten das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Ihr Anforderungskatalog gegenüber Stadt und OB liest sich im Kern nicht anders als die Androhung einer feindlichen Übernahme der gesamten Buga-Planung. Das ist aus Sicht der Klima- und Umweltschützer ein verständliches Ziel. Nur hat es nichts mit dem zu tun, was die selben Aktivisten einfordern. Deshalb ist die Antwort von Uwe Schneidewind ebenso bemerkenswert wie richtig. Es spricht für den politisch äußerst grünen Oberbürgermeister, dass er sich den sehr weitgehenden Forderungen nicht anschließen will. Beteiligung ist nicht Steuerung, lautet sein Kernargument völlig zurecht. Kommunalpolitik und Stadtverwaltung können sich das Heft des Handelns bei keinem Projekt aus der Hand nehmen lassen, schon gar nicht, wenn es um einen Plan von solchen Ausmaßen wie der Veranstaltung einer Bundesgartenschau geht.

    Ob gewollt oder nicht, hat Schneidewind ein wohltuendes Zeichen dafür gesetzt, die allzu Aufgeregten zumindest ein bisschen auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Mitdiskutieren, Ideen beisteuern, vor allem Kritik sind notwendig und können Lokalpolitikern helfen, einer Stadtverwaltung die richtigen Aufträge zu erteilen. Aber zuständig für das Erteilen der Aufträge sind und bleiben diejenigen, denen die Wähler für fünf Jahre das Mandat gegeben haben, sich um die Entwicklung der Stadt zu kümmern. So funktioniert parlamentarische Demokratie. Sie funktioniert nicht mehr, wenn selbst Gutmeinende alle anderen mit ihrem ideologisch motivierten Vorpreschen überrollen wollen. Denn dann bleiben oft nicht nur gute Ideen auf der Strecke, sondern auch die politische Debatte und die geordnete Entwicklung einer Position, die in der Gesellschaft mehrheitsfähig ist. Mit anderen Worten: Es darf nicht grundsätzlich der gewinnen, der am lautesten schreit, sich am festesten klebt oder sonst wie am unverschämtesten auftritt.

  3. Da muss ich angesichts der einseitigen Rezeption zur Bürgerbeteiligung für mich mal klarstellen:

    Wir wollen nicht nur nachgeordnete Bürgerbeteiligung, sondern auch im Vorfeld von Entscheidungen unserer repräsentativen Vertreter gehört werden. Wir wollen die Chance, dass unsere inhaltlichen (nicht ideologischen) Beiträge frühzeitig in den Entscheidungsprozess einfließen können: Das ist die sogenannte Augenhöhe.

    Wir halten die repräsentative Demokratie, insbesondere die ehrenamtlichen kommunalen Vertreter, für gesetzt, aber sie muss sich entwickeln angesichts der politischen Entwicklungen. Da ist eine deliberative Demokratie eine gute Basis für Entscheidungen des Rates der Stadt

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